Geschichte
Die Sitzungsprotokolle des Ravensberger Imkervereins sind glücklicherweise schon von Beginn an archiviert, so dass die Vereinsgeschichte über Jahrhunderte hinweg nachvollzogen werden kann.
Der Ravensberger Imkerverein wurde am 20. August 1876 maßgeblich vom Lehrer und Altphilologen Johann David Hirsch in Siedinghausen gegründet. Der Verein, der zu dieser Zeit als Zweigverein des Westfälisch-Rheinischen Vereins für Bienenzucht geführt wurde, bestand anfänglich lediglich aus sieben Mitgliedern, darunter der Vorstand. Im Folgejahr beschloss man einen Mitgliedsbeitrag von 1,50 Mark festzulegen.
Von Anfang an wurden auf regelmäßigen Sitzungen praktische Übungen vorgenommen, imkerliche Referate und Vorträge gehalten. Der Verein diente zur Verbreitung exklusivem Expertenwissens, zu dem damals im Gegensatz zu heute kein allgemeiner Zugang bestand.
Aus dem Sitzungsprotokoll vom 04.05.1879
„Die dritte diesjährige Versammlung fand im hiesigen Schullokal statt. Nachdem dieselbe gegen 4 Uhr eröffnet, das Protocoll über die Verhandlungen der vorigen Versammlung vorgelesen und die inzwischen eingegangenen Sachen in Vereinsangelegenheiten erledigt worden waren, wurde über Dr. Pollmann’s neueste Schrift „Werth der verschiedenen Bienenracen und deren Varietäten“ referirt.
Der Inhalt des erwähnten Büchleins enthält nur Aussprüche resp. Urtheile deutscher Imker ersten Ranges über die nordische (deutsche), die Heide-, die ligurische oder italienische, aegyptische, krainische, griechische, madagaskarische und cyprische Biene, deren Dr. Pollmann schließlich ein kurzes Resume über die Eigenschaften, welche den diversen Nationalitäten attribuiert sind, hinzugefügt hat. Das Büchlein sei daher allen Imkern ausnahmslos bestens zu empfehlen, sowohl denjenigen, die für die fremden Bienen ein Herz haben, als auch solchen, denen dieselben noch fremd, oder betrachten gewohnt sind.“‚
Aus dem Sitzungsprotokoll vom 18.04.1880
„Heute fand die zweite diesjährige Versammlung im Salle des Herrn Lippold statt; sie wurde kurz nach 4 Uhr vom Vereinsvorsteher eröffnet. Nach Verlesung des Protokolls über die Verhandlungen der vorigen Versammlung wurde zunächst über die nachtheiligen Folgen des Vorjahrs und des letzten Winters Mittheilung gemacht, und wie sich erst jetzt der enorme Schaden im Allgemeinen überblicken lasse. Dabei wurde ein Rückblick auf die Bienenzucht unserer Altväter geworfen, welche ein schlimmes Notjahr 1740, und dann wieder vier ähnliche kurz aufeinander in den Jahren 1763, 1768, 1770 und 1771 zu verzeichnen gehabt hätten, ohne dabei den Muth zu verlieren.
[…] Es wurden ferner unsere Trachtverhältnisse besprochen, und woher es komme, dass es mit der Bienenzucht nicht so recht vorwärts gehen will; namentlich wurde hervorgehoben, dass hieran der Mangel an Interesse seitens der Landwirthe, die Habsucht der Bienenhalter, das Abschwefeln der Stöcke, die Reducierung der Stöcke in schlechten Jahren, die Einwinterung mit zu wenig Honigvorrath und zu kleine Wohnungen die Schuld tragen. Sei das Jahr nun vollends gar ein solches total schlechtes, wie das Vorjahr, dann sei Holland erst recht in Noth! Füttern wolle der Imker seine Bienen nicht, sonder er wolle alljährlich von ihnen gefüttert sein! Hoffen wir in dieser Beziehun für die Zukunft mehr rationelle Einsicht, dann wird es mit Gottes Hülfe auch wieder besser werden.“
Schon im Herbst 1877 bestand der Verein aus 32 Mitgliedern, die zusammen 194 Bienenvölker einwinterten, davon 89 in Kästen und 105 in Körben. Im Herbst 1883 waren es 219 Völker, davon 99 in Mobilbauwohnungen und 120 in Körben.
1886 wurde die Abtrennung vom Westfälisch-Rheinischen Hauptverein sowie die Sektionsbildung der drei ravensbergischen Vereine Oesterweg, Bielefeld und Isselhorst beschlossen. Im gleichen Jahr wurde eine Gussform für Kunstwaben aus Vereinsmitteln angeschafft, „damit jedem Mitgliede die Gelegenheit dargeboten werde, sich seine Waben aus seinen Wachsvorräten selbst beschaffen zu können.“
Zum 25jährigen Vereinsbestehen protokollierte der 1. Vorsitzende Hirsch am 25. August 1901: „Als Zweck und Ziel seiner Bestrebung hat der Verein es sich zur Aufgabe gestellt, die Verbreitung der Bienenzucht und die Förderung ihrer Interessen aufgrund des rationellen Fortschritts sich angelegen sein zu lassen.“
Im Jahr 2011 bestand der Verein aus 43 Mitgliedern (davon 36 aktiv), die zusammen 245 Bienenvölker meldeten.